Auf dem Motorrad von Dresden nach Murmansk VIII

17. Juni

„Marka?“ kommt es etwas unwirsch aus dem Schalterhäuschen, in dem eine sehr attraktive Vertreterin des russischen Zolls sitzt. Ich versuche grade die estnisch-russische Grenze in Narva zu überwinden, die EU-Außengrenze sozusagen. Sie will für die Zollerklärung den Typ des Motorrades wissen.

„Ural!“. Ihr Blick sagt irgendwas in der Richtung: hör auf mich zu veralbern, Kleiner! Ich bekräftige meine Aussage mit meinem schönsten Lächeln und einem deutlichen „Da!“ Damit entlocke ich doch einer russischen Amtsdame ein freundliches Grinsen. Wenn das kein guter Auftakt ist…. Ansonsten kann man da auf und niederhüpfen, um eine emotionale Regung zu provozieren. Sie will noch wissen, ob die Maschine tatsächlich funktioniert und guckt entschieden ungläubig. Na ja, zum Abschied ernte ich ein sehr freundliches „bye-bye“ und bin durch. Wieder mal in Russland. Weiter auf dem Motorrad von Dresden nach Murmansk. Und wieder einmal regnet es. Ich mache mich auf schlechte Straßen und mindestens zwei Polizeikontrollen bis Sankt Petersburg  gefasst, eine Erfahrung meiner Tour in den Ural vor sechs Jahren. Nichts dergleichen passiert. Super Straße, die Staatsmacht ist präsent, nimmt aber keinerlei Notiz von mir. Und es ist bitter kalt. Sankt Petersburg empfängt mich mit einem anständigen Stau. Hatte ich erwartet. Und diese Stadt ist riesig. Lange fahre ich durch die betonierten Vororte, die so typisch sind für östliche Städte. Die Ausschilderung ist perfekt. Irgendwann bin ich auf dem Newski Prospekt. Es regnet. Ich bin hundemüde. Und es ist kalt. Eine Dusche, ein Bett und vielleicht ein Bier. Soweit kann man Wünsche reduzieren. Ich irre noch ein wenig zwischen den Kanälen rum, um das Quartier zu finden. Drei Telefonate mit dem Vermieter zur Lokalisierung und dann bin ich da. Tatjana, die überaus fürsorgliche Herbergsmutter, steht schon im Regen auf der Straße und winkt mich in die richtige Toreinfahrt. Petersburger Hinterhof, alles mit Ketten und Stahltüren gesichert, hmmm….mal sehen.

Die Ural steht sicher...

Die Ural steht sicher…

Aber die Unterkunft ist top. Das ist mir schon bei meiner ersten Tour aufgefallen. Man darf sich von den Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen. Sobald man die zweite Stahltür passiert hat, ist man in einer anderen Welt. Zimmer, Küche, Dusche, alles bestens. Schnell noch im Tante-Emma-Laden das Abendbrot einkaufen und dann ist es erstmal gut. Mittlerweile Mitternacht- am nächsten Tag geht’s weiter. Budjet…

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