Schlagwort-Archiv: RAJALTA RAJALLE

Von Grenze zu Grenze VII

RR 7                                                                                                                        13.03.2014

Der letzte Tag bricht an. Die Nacht war doch besser als gedacht. Ich schäl mich aus dem Schlafsack, packe meinen Kram und gehe frühstücken. Heute stehen nochmal 50km auf dem Programm. Da wir aber schon kurz vor der Ostsee sind und der Schnee nun wirklich(!) knapp wird, soll es keine ganze Etappe sein, sonder eine Strecke in einem Skigebiet kurz vor Tornio namens Kalli– und zwar 25km hin und 25km zurück auf einer preparierten Loipe. Wir fahren natürlich erstmal mit dem Bus dahin. Die erste Runde geht wirklich gut. Die Skier laufen und der Schnee ist den Umständen entsprechend sehr brauchbar. Der Verpflegungspunkt ist eine gemütliche Hütte mit Eierkuchenausschank.

Ziemlich viele Mitreisende nehmen ab hier den Bus. Die gleiche Strecke nochmal zurück zu laufen ist nicht sonderlich attraktiv. Ich fühle mich nach der Erkältung aber mittlerweile wieder etwas besser und mache mich auf den Weg. Es geht nicht mehr ganz so gut wie am Morgen, da die Loipe durch die ansteigenden Temperaturen doch ziemlich gelitten hat. Man könnte auch sagen, dass die letzten Kilometer eher Wasserskilaufen war. Egal, irgendwann bin ich da und glücklich, wieder mal den größten Teil geschafft zu haben.

Nachmittags noch ein kurzer Stadtbummel in Tornio (wir wohnen im City Hotel) und dann beginnt das Abendprogramm. Das hat auf dieser Tour eine besondere Bewandtnis und einen festen Ablauf. Es gibt ein festliches Abendessen für alle – drei Gänge in einem zivilisierten Ambiente und danach Kulturprogramm. Jede(!) teilnehmende Nation muss einen Beitrag liefern. Kleinere Teams mit zwei bis drei Leuten dürfen sich befreundeten Nationen anschließen. Bei uns macht der dänische Kollege mit. Zum Glück haben wir mit Volker einen professionellen Schauspieler in der Truppe, den wir nicht lange bitten müssen, als Regisseur tätig zu werden. Der Kerl geht auf in dieser Rolle… J

Es gibt von uns eine Art Stehgreif-Theaterstück mit Schafen, Wölfen, dänischen Skilangläufern und Aliens. Keiner versteht die Handlung (gibt nämlich keine) aber der Spaß ist riesig- Gejohle im Saal. Gab’s nicht immer. In den anderen Jahren haben sich die Deutschen mit lockerer Kultur doch eher schwer getan. Hier kommt auch noch mein Kopfmassagegerät zu Einsatz- als Kopfschmuck des Alien, der die Schafe klaut, weswegen es jetzt in Finnland zu warm ist- so ungefähr der Schluss des Theaterstücks. Sehr intellektuell, finde ich. 🙂

 

Noch ein Absacker an der Hotelbar und dann war es das auch schon wieder mit der RR. Der Skimarathon Von Grenze zu Grenze 2014 ist vorbei.

Fazit: Eine wunderbare Woche, trotz widrigen Bedingungen. Klasse Leute und die Organisatoren haben das Allerbeste draus gemacht.

IMG_7648.JPG wird angezeigt.

Wen die Gesamtstrecke im Original interessiert, der schaue bitte hier…

Von Grenze zu Grenze VI

RR 6                                                                                                                        12.03.2014

Einigermaßen die Nacht verbracht. Frühstück und los. 55 km nach Honkamaa stehen auf dem Programm. Aber erstmal wieder Bustransport zur Loipe wegen…eben!

Geht über leicht hucklige Wege durchs Unterholz. Blauer Himmel, Sonnenschein, was will man mehr… Na ja, weniger vereiste Strecken wären nicht schlecht. Eigenartigerweise werden die Servicestationen etwas spartanischer. Erstens nicht so dicht gestaffelt und das Angebot ist manchmal nur der „berühmte“ warme Juice, den ich langsam nicht mehr sehen kann 🙂 . Letztendlich ist aber doch von allem genug da. 13 km vor Schluss heißt es, die Skier abschnallen und laufen – gar kein Schnee mehr. Die letzten 10km kann man theoretisch wieder Skilaufen, aber wie… Kurvenreich durchs Unterholz,Wurzeln, Dreck, stellenweise Eis. Ein Albtraum… Dass ich mit dieser Sichtweise nicht ganz allein bin, bestätigen mir die Gespräche beim Abendbrot. Die Unterkunft würde ich als eine Art Jugendherberge bezeichnen. Leider nicht ganz für den Ansturm von ca 60 Leuten ausgerichtet, die auch noch streng nach Männlein und Weiblein getrennt werden (müssen).   Da ich spät angekommen bin, sind die besten Plätze weg… Bleibt noch eine Ecke für eine Matratze in einem 10x10m großen Raum, den ich mir mit ca 15 anderen schwitzenden Männern teilen muss. Belüftungsmöglichkeiten gibt leider keine.  Ich glaube, ich schlafe heute draußen. Es ist nicht kalt und der Schlafsack müsste es eigentlich abhalten.

Aber erstmal das Abendprogramm. Üblicherweise gibt’s an diesem Ort eine Tombola, bei welcher allerlei mehr und weniger nützliche Dinge versteigert werden- Mützen, Shirts…und so weiter. Ich gewinne ein eigenartiges Gerät zur Kopfhautmassage. Warum auch immer…

Wer weiß, wozu es gut ist. Abendbrot ist wie immer herrlich. Eintöpfe können die Leute hier irgendwie. Noch 1 bis x Bier (das ist hier nicht allzu stark) und dann entschließe ich mich tatsächlich, meinen Schlafplatz vor der Hütte zu suchen. Ich denke, es ist die bessere Wahl.

Von Grenze zu Grenze V

RR 6                                                                                                                        11.03.2014

Die kürzeste Etappe ever! Aber vorher gibt’s noch einen Zoobesuch in Ranua. Da wollte ich schon immer mal hin… Immerhin Eisbären, auch wenn die sich eigenartig aufführen. Kann auch am  eingesperrt sein liegen, da kriegt man schon einen Knall.

15 km- da braucht man nicht groß drüber reden. War zum Entspannen. Quartier in einer ehemaligen Schule in Hosio, Gott sei Dank ein Viererzimmer erwischt. Auf dem Hof erstmal fettige Wurst am Spiess zum Selberverbrennen.

 

Abends lange Gespräche mit den russischen Teilnehmern. Nein, nicht über die Ukraine und die Krim. Eher über Allerweltsthemen.   War mal gut zum Russischüben.

Von Grenze zu Grenze IV

RR 5                                                                                                                        10.03.2014

Ich hoffe, der Abbruch gestern hat sich gelohnt. Es geht 07:30 mit dem Bus los bei guten Bedingungen. Die Strecke wurde auf 68km verkürzt, da eine Strecke über einen See wegen Frühling geschlossen ist. Stattdessen zwischendrin Bustransfer über 18km.

Die ersten 20km laufen wunderbar. Gespurte Loipe, der Ski läuft klasse, das Geld für’s  Wachsen hat sich offensichtlich gelohnt. Auch die gestrige Ruhepause war wohl keine falsche Entscheidung. Endlich habe ich das Gefühl, dass es so ist, wie es sein soll.  🙂  Es läuft dahin…

Nach ca 23 km verlassen wir die höher gelegenen Gegenden mit einer spannenden Abfahrt und dann wird’s  plötzlich richtig mistig. Keine Loipe mehr, nur Dreck und Eis. Bis zum Busstopp. Dort ist es eher sommerlich… Es ist einfach zu warm. Selbst die Finnen sagen, sie hätten so einen Winter noch nicht erlebt.

Nach dem Mittag geht’s  auf mäßiger Loipe bis ins Ziel nach Ranua. Große Anstiege sind  keine mehr zu verzeichnen und die Gegend ist eher gleichbleibend. Aber verglichen mit den letzten Kilometern am Vormittag geht es eigentlich ganz gut.  Zielbier und Abendbrot und die frohe Botschaft, dass am nächsten Tag nur 15km sind. Wegen der Seen, welche Überraschung…

Die Stimmung in der Truppe ist trotzdem gut und langsam finden sich die ersten internationalen Gesprächsgruppen. Der Lauf ist wahrhaftig international: Finnen (natürlich), Schweden, Norweger, Deutsche, Esten, Russen, Franzosen, Schweizer, ein Däne, eine Irin, Amerikaner, Basken, Katalonen, Spanier (ja, die wollen alle separat genannt werden 🙂 )

Ein allerliebstes Gemisch und die Sprachbarrieren sind minimal. Auch die Eigenheiten der Einzelnen werden offensichtlich- die Esten laufen kurzärmlig und manchmal auch in kurzen Hosen- schwer zu glauben, aber wahr. 🙂

Leo aus der Schweiz hat sich schon am zweiten Tag bei einem Sturz den Arm gebrochen (leider), bleibt aber trotzdem dabei und begleitet seine Tochter. Die Russen und die Esten haben sich eher wenig zu sagen…  Und dass Finnen schweigsam sind, ist ein böswilliges Gerücht. Die sind hier gesellig und gesprächig.

Von Grenze zu Grenze III

Nachdem einige Tage 20. Jahrhundert war, das heisst kein Internetzugriff 🙂 hier der Rückblick auf die letzten Tage…

RR 4                                                                                                                        09.03.2014

Das Aufstehen ist heute besonders schwierig. Der Abfall gestern kam doch nicht von irgendwo her. Über Nacht hat sich eine Erkältung gemeldet, mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen. Sachen packen fällt unendlich schwer. Es stehen 57km nach Syöte auf dem Programm. Nachts hatte es gefroren – die Loipen waren vereist. Hoffen, dass der Klister hält.  Ich mach mich auf den Weg. Es geht erstmal „downhill“- meistens jedenfalls. Skigebiet- das heißt, die Loipen sind prinzipiell da… aber eisig…  jeder kleine Anstieg wird zum Problem. Bergab geht’s dafür rasend schnell. Und das wird mir auch erstmal zum Verhängnis. Die Spur fehlt plötzlich auf 10m und beide Skier fahren in verschiedene Richtungen. Plötzlicher Bodenkontakt an unerwarteter Stelle. Weiter geht’s über vereiste und verdreckte Pisten (Laub, Nadeln, Zapfen…Schotter und Splitt). Und vereiste Seen ohne Schnee, stellenweise angetaut.

Es macht heute einfach keinen Spaß. Dazu kommt die Erkältung und der Gedanke an die ganz lange Etappe morgen. Mittags beschließe ich, den Busjoker zu ziehen. Ich lass mich ins Hotel fahren und leg‘ mich erstmal ins Bett. Vorher noch die Skier zum Profiwachser schaffen, damit der Unsicherheitsfaktor morgen wenigstens reduziert wird.

Von Grenze zu Grenze II

War schon einen Zacken schärfer heute. 60km standen als Tagesaufgabe an. Der Körper erinnerte sich nach dem Aufstehen noch überdeutlich an den gestrigen Ausritt und reagierte demzufolge noch etwas verhalten. Dazu kam einzigartiges Hartschwein-Wetter (Ulli hat das Copyright für dieses Wort 🙂 ): Gegenwind, Schneeregen und matschige Loipen, giftige Anstiege- alles was man so braucht. Der finnische Tourguide sprach von einer Herausforderung… Darüber hätte man nachdenklich werden sollen.

Aber erstmal rein in den Bus und zur Loipe gefahren.

 

Komfortabel zur Loipe

Komfortabel zur Loipe

Ja, wir sind dekadent und fahren mit dem Bus zum Skiausflug. Aber dann waren wir in der Loipe und die oben beschriebenen Verhältnisse forderten die ganze Aufmerksamkeit. Die finnischen Veranstalter haben den Weg so optimiert, dass offensichtlich jeder Anstieg mitgenommen wird. Kaum hat man sich eine Bergkuppe hochgequält, sieht man-die nächste … 🙂

Aber nach dem Mittag wurde es plötzlich signifikant besser. Die Wolken rissen auf und die Loipe ging richtig gut. Genuss-Skilaufen. Irgendwann kam auch das Ziel in Sicht:

Ziel in Sicht

Ziel in Sicht

 

15km vor dem Ziel erwischt es mich noch- von einer Minute auf die andere geht gar nichts mehr. Als hätte jemand den Strom abgeschaltet. Ich hatte wohl doch zu wenig gegessen tagsüber. Also erstmal eine Pause einlegen, essen, Skier nochmal wachsen und langsam weiter. Irgendwann ging’s wieder. Als Überraschung waren die letzten 5 km nochmal besonders steigungsintensiv. Irgendwann war auch das geschafft- Zielort Taivalkoski erreicht. Zielbier und alles gut! Morgen geht’s weiter. 58 km stehen auf dem Plan.

Ausführlicheres zum Tag 2 gibt’s hier.